Mein Kollege, der Aff'

28. August 2024 | Rollettmuseum, Baden bei Wien | 19 Uhr

Ein Abend für Fritz Grünbaum
Gestaltung und Präsentation: Roland Knie

Fritz Grünbaum (1880–1941) war schon „Publikumsliebling“, als dieses Prädikat noch nicht inflationär vergeben wurde.

Er begann seine Karriere als Operettenlibrettist und Kabarettist – vor allem aber als Conférencier (ein Genre, das er quasi erfunden hat). Vom Wiener Kabarett „Die Hölle“, wo 1906 alles begann, eroberte der schmächtige kleine Mann gleich darauf Berlin und stieg im Wien der Zwanzigerjahre am „Simpl“ zum Großmeister des auf der Bühne gesprochenen witzigen Feuilletons auf.

Er ist mit seinen berühmten Conférence-Monologen auch immer wieder in Baden aufgetreten. Er gastierte hier solo, mit seinen Ehefrauen „Carli“ Nagelmüller, später mit Mizzi Dressl oder mit Karl Farkas. Auftrittsorte waren u.a. das damalige Sanatorium Gutenbrunn, diverse Hotelsäle, das Stadttheater Baden und, natürlich, die Sommerarena.   

Im August 1928 – Grünbaum war seit rund zwanzig Jahren auf österreichischen und deutschen Bühnen umjubelter Gast – erfreute er das Publikum nach längerer Pause wieder in der Sommerarena: „Der gefeierte Humorist entfesselte nicht nur mittels seines Spezialprogramms stürmische Heiterkeit, sondern fungierte auch als witziger Conférencier im Rahmen des ganzen ‚Bunten Abends‘. Nicht endenwollender Beifall rief den seltenen Gast immer wieder vor die Rampe.“ [Badener Zeitung, 15. August 1928]

Der Ausnahmekünstler Fritz Grünbaum wurde im März 1938 von den Nationalsozialisten verhaftet, ins KZ Dachau verschleppt und dort zu Tode gequält.

Eine Kooperation: Rollettmuseum Baden und Österreichisches Kabarettarchiv
Foto: DKA

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Es war: Die Wüste ist aus gelbem Mehl

16. November 2023 | 19:30 Uhr | Freie Bühne Wieden

Vergnügliche Kabarett-Erinnerungen an den Groteskdichter
PETER HAMMERSCHLAG (1902 – 1942)

von und mit ROLAND KNIE

Peter Hammerschlag, am 27.Juni 1902 in eine Wiener Arztfamilie hineingeboren, begann schon während seiner Gymnasialzeit zu dichten: Er schrieb teils hochkomische, teils skurrile Gedichte und Grotesken über Mitschüler und Professoren, aber auch über Familienmitglieder, Freundinnen und Freunde und, ab 1931, als ihn Stella Kadmon an ihr frisch gegründetes Kabarett im Café Prückel, den „Lieben Augustin“ holte, natürlich für diesen – manchmal ein ganzes Programm innerhalb weniger Tage.
Dabei produzierte sich Hammerschlag im „Augustin“ – dessen Name sogar seine Schöpfung war – auch als Zeichner, als Parodist und als Blitzdichter, mit überragendem Erfolg. Er selber nennt sich, in einem lyrischen Fragment, einen „Werbock“, einen von dem eine Generation älteren Christian Morgenstern quasi „verwechselbalgten“ Abkömmling:

„Als der Werwolf von den Morgensternen
Via Ringelnatz entlassen ward,
zeugte er, anstatt sich zu entfernen
(und auf Erich Kästner umzulernen)
einen  Wechselbalg gar seltner Art…“

Peter Hammerschlags Oeuvre ist bis heute faszinierend, zwischen lyrischem Witz,   poetischem Spott und heimlicher Liebe changierend.  - Ein Freund noch von damals her, Friedrich Torberg, hat nach dem großen Vernichtungskrieg Bruchstücke aus Hammerschlags Werk zusammengesammelt und so vor dem Vergessenwerden gerettet.
Hammerschlag selbst wurde, so wie fast seine ganze Familie, ermordet.
Er hat selber hat ja als „U-Boot“ verhältnismäßig lange überlebt. Warnungen – selbst, wenn sie genützt hätten – überhörte er geflissentlich. „Sind ja auch nur Menschen“, pflegte er zu sagen.
Er irrte sich ganz gewaltig.

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Gingganz geht mit Frau Kamel

7. Oktober 2023 | 20 Uhr | Deutschvilla, Strobl

 

Grotesk-Gedichte
von
Christian Morgenstern und Peter Hammerschlag

 

Die beiden konnten einander gar nicht kennenlernen – als Christian Morgenstern knapp vor dem Ersten Weltkrieg starb, war Peter Hammerschlag gerade zwölf Jahre alt. Und doch haben sie eine Poesie gemeinsam, in der die Welt aufs Vergnüglichste auf den Kopf gestellt und ihrem Sinn aufs Philosophischste auf den Zahn gefühlt wird. Hammerschlag hat das auch selbst sehr deutlich gespürt:

„Als der Werwolf von den Morgensternen
via Ringelnatz entlassen ward,
zeugte er – anstatt sich zu entfernen
und auf Erich Kästner umzulernen –
einen Wechselbalg besondrer Art.“

Beide schrieben auch fürs Kabarett – der eine in München, der andere in Wien – als dieses noch keine Hetz, sondern … ja: ein Vergnügen war. Das, was heute, zum Beispiel, „Comedy“ heißt, war noch viel Unfug und Kommerz weit entfernt...

Die Lesung fand im Rahmen der Langen Nacht der Museen statt.

Foto: Sebastian Zäschke

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„…ein armer Vorklang nur zum großen Lied“

30. August 2023 | 19 Uhr | Rollettmuseum, Baden bei Wien

Ein Abend für JURA SOYFER
Gestaltung und Präsentation: Roland Knie

Jura Soyfer wurde am 8. Dezember 1912 in Charkow/Russisches Reich (heute: Charkiw/Ukraine) in eine überaus vermögende bildungsbürgerliche Familie hineingeboren.
1920 verließ die Familie wegen der politischen Umbrüche das Land und kam über Konstantinopel schließlich – im Mai 1921 nach Baden. Dort wurde eine möblierte Villa gemietet. Erst im Herbst 1923 nahm man – wiederum: großbürgerliches – Quartier in Wien.
Das und natürlich noch Vieles mehr erfuhr ein interessiertes Publikum im Rollettmuseum Baden. Zudem wurde aus den großen Dichtungen des Kleinkunstautors Jura Soyfer, nebst seiner Lyrik und seinem Romanfragment, gelesen.

Eine Kooperation: Rollettmuseum Baden und Österreichisches Kabarettarchiv
Foto: Rollettmuseum, Baden

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